Freizeit
(Diesen Beitrag habe ich bereits gestern geschrieben, aber leider gab es das ganze Wochenende und bis jetzt einen Ausfall des Internetzugangs am Zimmer, sodass ich ihn nicht veröffentlichen konnte.)
Nachdem ich vor zwei Wochen ja ausführlich meinen Stundenplan erörtert habe, will ich mich diesem vermutlich für manche Leser viel interessanteren Thema zuwenden. Vorweg sei gesagt, dass alle Gerüchte zu deren Umfang und Gestaltung wie sie unter Erasmus Studenten üblich ist, wahr sind. Wahr sein können. Wie die Bezeichnung schon vorwegnimmt, steht ihre Gestaltung auch hier jedem frei. Allerdings gibt es eine Fülle von Angeboten, die sich mehr oder weniger aufdrängt. Die größte Kategorie ist sicherlich die der Abendgestaltungen. Hier reicht das Spektrum (abgesehen vom Zuhausebleiben) vom chilligen Schachspiel (eventuell bei einem Fläschen Wein) bis zum durchgefeierten Wochenende, wenn es denn nur am Wochenende stattfindet. Der Abstufungen gibt es zahlreiche, wenn auch zum intensiveren Ende der Skala hin das Fehlen einer Nachtbusverbindung, die sich auch als solche bezeichnen dürfte, die Abstufungen etwas spärlicher macht. Kurz: Entweder man geht um halbeins nachhause oder man bleibt bis um fünf. Oder natürlich länger. Vermutlich zur Erleichterung jener Leser, deren Verantwortungsgefühl auch über die große Distanz hinweg nicht ganz erloschen ist, habe ich, vor die Wahl gestellt, mich bis jetzt immer für die erste Option entschieden. Dann gibt es da noch ein paar Lokale, die man zu Fuß erreicht …
Falls man während seines Erasmusaufenthaltes also vorhat, wenig zu schlafen, wird einem hier kein Stein in den Weg gelegt. Im Gegenteil, man findet sich in zahlreicher Gesellchaft, die vor allem von Spaniern dominiert wird, und zwar noch deutlich stärker, als die Übermenge aller Erasmusstudenten. In einem diesbezüglich erhellenden Gespräch mit einem französischen Zimmernachbarn habe ich erfahren, dass laut seiner mehrjährigen Beobachtung, es zwei Gruppen von Erasmusstudenten gibt. Jene, die studieren und ein bisschen fortgehen, und jene, die fortgehen. Spanier und Italiener würden meistens zur zweiten Gruppe, Deutsche (zu denen wird man als Österreicher ganz lässig dazugerechnet) und Engländer dagegen meistens zur ersten Gruppe gehören. Gut, „Ich kann diesen Verdacht nur bestätigen.“ (Zitat aus Cluedo)
Alle, die sich noch dunkel an meinen Stundenplan erinnern, werden jetzt einwerfen, dass ich doch tagsüber nicht derartig ausgelastet bin, als dass ich in einem Bericht über meine Freizeitgestaltung nur vom Weggehen schreiben könnte. Gut beobachtet. Alle, die sich über dieses Lob gerade freuen, da sie sich offenbar zu der umrissenen Gruppe zählen, sei in Erinnerung gerufen, dass der größere Teil der Tätigkeit Studieren nicht auf der Universität stattfindet. Zumindest sollte das so sein. Jedenfalls ist es so in den Wochen vor einer Prüfung. Und meine nächste Prüfung, und damit meine erste in Frankreich, wird etwa Ende November bzw. Anfang Dezember stattfinden.
Wie ich vor zwei Wochen schon kurz bemerkt habe, besuche ich hier einmal die Woche einen Ruderkurs. Die letzten beiden Donnerstage habe ich von 14 bis 16 Uhr in „einem Einer“ auf der Garonne zugebracht. Das Boot war aber entschieden ein Anfängerboot, das es dem Benutzer gestattet, den einen oder anderen Koordinationsfehler auszugleichen, ohne gleich im Wasser zu landen. Tatsächlich bin ich bisher noch nicht nass geworden. Und ab Mitte November findet das Wintertraining auf Rudermaschinen im Vereinsgebäude statt. Bis dahin habe ich den richtigen Bewegungsablauf wahrscheinlich gerade nicht gut genug drauf um ihn im Frühling noch zu kennen. Jedenfalls macht es Spass und ich freue mich jede Woche auf die Bewegung.
Außerdem bin ich nunmehr offizielles Mitglied im Studentenorchester von Toulouse. Wie überall musst ich auch hier bei der Anmeldung ein Passbild abgeben. Gemeinsam mit dem Mitgliedsbeitrag von 20 Euro. Geprobt wird jeden Dienstag Abend von acht bis halbelf. Nach der Probe kann ich mit dem Nachtbus nachhause fahren, der ja wie weiter oben erläutert keiner ist, weil er zum letzten Mal um halbeins fährt. Wir spielen die erste Symphonie von Johannes Brahms und die Ouverture zur Zauberflöte. Außerdem ein Stück, das sich „The Cowboys“ nennt, von John Willams komponiert wurde und zur Gattung Filmmusik gehört.
Da ich für die nächsten Beiträge noch kein konkretes Konzept habe, werden sie vermutlich in der Länge stark variieren. Vermutlich werde ich ab jetzt vor allem von einzelnen „Ereignissen“ berichten, die ich mir später mithilfe dieses Blogs gedenke wieder in Erinnerung zu rufen. Außerdem habe ich mir vorgenommen, in nächster Zeit ein paar Fotos von den Leuten zu machen, mit denen ich hier meine Zeit verbringe.
Bis zum nächsten Mal lieber Blog